Geistliches Wort:Weltmissionssonntag
Der Oktober ist traditionell der Monat der Weltmission. Er beginnt mit der Gedenktag der Heiligen Theresa von Liseux, der Patronin der Mission, und endet mit dem Weltmissionssonntag. In ihrem kurzen Leben hat die „Kleine Theresa“ die Verkündigung des Evangeliums und den Sinn der Missionsarbeit auf den Punkt gebracht: „Liebe“. So einfach gesagt, so schwer gelebt. Besonders in Deutschland werden gerne seitenlange Papiere und Statements von verschiedenen kirchlichen Behörden, Gruppen und Interessengemeinschaften dazu verfasst. Oft fehlt mir da der Hintergrund.
Wenn jeder, laut Papst Franziskus, eine „Mission“ ist, dann könnte es doch einen großen Konsens in der Pastoral und Gemeindearbeit geben. Theologische Richtungsoptionen wären dann zweitrangig. Nach dem 2. vatikanischen Konzil hat die Kirche von Lateinamerika eine „Option für die Armen“ getroffen. Diese versucht sie in den letzten sechzig Jahren in ihrer Pastoral umzusetzen. Dies trotz aller Anfeindungen der etablierten Mächtigen und Reichen. Hinzu die Abstrafung der sogenannten Befreiungstheologie durch die vatikanischen Behörden. Unvergessen die demütigende Begegnung von Papst Johannes Paul II mit dem Priester Ernesto Cardenal, der sich als Minister in Nicaragua für die Armen einsetzte.
Welche Option der „Liebesmission“ setzen wir eigentlich? Ich entdecke eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Weltlage in kirchlichen Gremien und Kreisen. Auch eine scheinbare Option für Kinder und Jugendliche hat oft den Anschein, es geht mehr um die Rekrutierung von Ehrenamtlichen für das übliche traditionelle Gemeindeleben, als um die Ermöglichung eines eigenverantwortlichen Lebens auf Grundlage des Evangeliums.
In den Evangelien der beiden kommenden Sonntage gibt Jesus zwei Antworten auf die Frage nach der Nachfolge: 1. "Geh, verkauf dein Habe und gib das Geld den Armen!", und 2. "Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein!"
Ulrich Herz, Pfarrvikar